27 Januar 2007

Winterliches Intermezzo am 4. Stralauer Spieltag

Wackere Traktoristen tanzen Schneewalzer in Arena, zahlreiche Akteure nicht präsent

Gegen 13:45 Uhr treffe ich am Stadiontor ein, wo sich gerade mal, zur allgemeinen Verwunderung, fünf Spielerinnen bei besten äußeren Bedingungen (Temperatur um den Gefrierpunkt; 4 cm hoher, unberührter Schnee auf dem Platz, da der Platzwart nur die Zugangswege gefegt hatte; strahlender Sonnenschein; das tiefblaue Wasser der Rummelsburger Bucht) eingefunden hatten. In der Aufwärmphase schreibt Andi K. den Vereinsnamen in großen Lettern in den Schnee, als Zeichen seiner Verbundenheit mit dem glorreichen Club. Bald darauf stoßen noch zwei weitere Traktor-Stars hinzu, so dass am Ende folgende sieben Traktoristen in der Karl-Heinz-Marx-Arena zur Leibesertüchtigung antreten:

Kuttner-Andi, Philippowitsch (Die Stimme), Ralf S. (Die Lunge), Dirk (mit bruchsicherer Qualitätsbrille auf der Nase), Niels „Spielt mich doch mal an! Hallo! Hier!“ Tiedtke, Tommy LQ und seine Exzellenz, der Admiral

Tommy kommt etwas später, so wird anfangs drei gegen drei (Dirk, Niels und der Admiral fordern das andere Trio heraus) auf verkleinertem Feld gespielt. Ein offener Schlagabtausch entsteht mit Chancen und Toren auf beiden Seiten, aufgrund der erbärmlichen Spielerzahl dürfte wohl jeder mal getroffen haben. Dann die Idee, die Tore um 180 Grad zu drehen und um 90 Grad zu kippen, damit das Schießen auf die flacheren Tore nicht mehr ganz so leicht fallen würde. Die Umsetzung scheitert, weil die Gehäuse sich nicht so einfach kippen lassen wollen. Dann die Idee, die Tore quer (also senkrecht) zum Feld aufzustellen, um die schmalen seitlichen Fenster zu nutzen. Die Umsetzung klappt. Tommy betritt die Stralauer Fußballbühne und heuert bei Dirks Team an, das von nun an in Überzahl auftritt und folgerichtig eine gewisse Überlegenheit entwickelt, aber als Ausgleich für das Dreierteam mit der Abseitsregel zurechtkommen muss, was sich als recht enervierend erweist, weil das Unterzahlteam bei jeder sich bietenden Gelegenheit prophylaktisch abseits reklamiert. Dann die Idee, die Frauschaften zu verändern. Pagellantopoulos in einem Aufguss mit Andi, Pippo und Niels gegen den flotten Dreier Dirk, Tommy und Ralf, dazu noch der Abseitsnachteil, schnell steht es 1:5, keine Chance für das Überzahlteam. Was nun? Der Admiral erhält den Auftrag, das bislang überlegene Dreierteam zu schwächen, dafür wechselt Dirk ins Überzahlteam, und das mit Erfolg, die Partie wird schlagartig viel ausgeglichener, obschon den Dreien einige tolle Spielzüge gelingen, bleibt es dem Vierer vorbehalten, das Golden Goal zu erzielen, und nach 123 Minuten ist die Partie Geschichte.

Unterdessen scheint Traktorist Stanley Stralauer seinen Plan eines kindischen Spielboykotts verwirklicht zu haben, indem er, unterstützt von Sympathisanten, durch Abwesenheit glänzt, obschon er vor einer Woche an gleicher Stelle hätte lesen können, dass es dafür keinerlei Grund gibt, zumindest keinen, der mit den Traktoristen in der Marx-Arena zusammenhängen würde, aber nichts ist offenbar schöner, als sich wie ein Sechsjähriger aufzuführen. Mit seinem unerklärlichen Zorn trifft er natürlich genau die Richtigen, nämlich diejenigen, die den Spieltag ernst nehmen und bei jedem Wetter erscheinen. Um das samstägliche Alternativprogramm der Sorgenkinder Stralauer und Klosiensis ranken sich derzeit wilde Gerüchte. So wollen Augenzeugen die beiden bei der Pilzsuche beobachtet zu haben (Klosiensis mit Schneeschaufel, Stanley mit seinen Bestimmungsbüchern für Pilze), andere sind sich sicher, Klosiensis probe mit seiner Band für eine bevorstehende Welttournee, während Stralauer in seinem Penthouse ein paar Jährchen schmollen wolle. Einer genauen Prüfung halten diese Gerüchte natürlich nicht stand. Viel plausibler ist ein Verbleib der beiden Schergen in einem ausgehobenen Erdloch im dichten Stralauer Wald, wo sie zusammengekauert hocken, die Traktor-Spielerpässe fest umklammernd, um sich dem Zugriff der STAUFA-Fahnder, in etwa vergleichbar mit Inquisitoren, zu entziehen. Aber noch ist es nicht zu spät, noch ist eine Abkehr vom eingeschlagenen Kurs möglich. Raus aus dem Erdloch, rauf auf den Platz! Ein dreifach Hoch auf den Stralauer Freizeitfußball! Er lebe hoch, hoch, hoch!

Ein Report (plus Kommentierungen) von Snorri Sturlufsson.

© Snorri Sturlufsson Productions

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26 Januar 2007

Chronik des Stralauer Fußballsportes 2006

Bereits vor 3 Wochen erschien die Stralauer Fußball-Jahreschronik 2006, mit nahezu allen Spielberichten des Stralauer Fußballs im Jahr 2006. Dazu "Liner-Notes" eines namhaften Stralauer Chronisten* sowie eine Meinungsäußerung bzgl. des Stralauer Fußballs aus Brasilien.

Die erste Auflage dieses 44 A5-Seiten starken Heftes ist mittlerweile vergriffen; bei Interesse werden aber nochmals welche nachkopiert. Auch wurde bereits an eine überarbeitete Zweitauflage mit neuem Cover sowie weiteren Texten gedacht. Interessierte, die noch ein Heft haben bzw. sich an der 2. Auflage redaktionell beteiligen wollen, bitte melden!

* Castellanus Octavianus, Chronist von und zu Stralau, schrieb seinen Text gewohnheitsmäßig in Lateinischer Sprache. Er musste ins Deutsche übersetzt werden, weshalb er z.T. etwas schwülstig klingen mag.

20 Januar 2007

Der 3. Spieltag im Stralauer Frühling '07 aus isländischer Sicht

Besseres Spielniveau als zuletzt, Stanley Stralauer geht vorzeitig

Als wir Vertreter der Sportjournaille vor dem Stadion ankamen, waren wir froh, eine Kalle-Marx-Gedächtnis-Arena vorzufinden, der der Orkan „We’reill“ (von der Stralauer Wetterwarte so benannt für die weltweite Verwendung) nichts anhaben konnte, obschon der Sturm auf der Halbinsel mit einer Stralauer Meile (entspricht ungefähr 300 Kilometern pro Stunde) besonders stark wütete. Der heilige, aber auch sehr sensible und pflegehungrige Kunstrasen blieb völlig unversehrt, der Initiative des Platzwarts sei Dank, hatte dieser doch am Mittwoch in weiser Vorausschau einen ca. zehn Meter hohen Schutzzaun um das Geläuf gezogen, in dem sich heranfliegende Autos, entwurzelte Bäume, Satellitenschüsseln sowie die Sturmwarnung ignorierende Passanten verfingen (selbst schuld!).

Nun aber hurtig zum eigentlichen Spielgeschehen. Wir hatten kaum in der Presseloge Platz genommen, da stellte auch schon Stanley Stralauer unter Mitwirkung seiner bezaubernden Assistentin Andrea K. zwei gleich starke Teams zusammen (dem armen Pippo war diese verantwortungsvolle Aufgabe nach einiger Kritik in einer Art Handstreich entzogen worden), übrigens nach einem Verfahren, das sich Stralauer bereits hat patentieren lassen und dessen herausragendstes Merkmal, so ich ihn denn richtig verstanden habe, die Eingliederung der Traktoristen in Gruppen ist, die sich durch fußballerische Eigenschaften voneinander unterscheiden, wie zum Beispiel der Laufbereitschaft oder der Torgefährlichkeit. Aus diesen Gruppen wurden die am Samstag präsenten Spielerinnen gleichmäßig auf zwei Frauschaften verteilt, die dann wie folgt aussahen:

Im bunten Narrenfrack: Pippo „die Stimme“ Stiasny, Andi K. (Kapitän), Ralf „die Lunge“ Schmersahl, Niels „Schuhevergesser“ Tiedtke, Steffen „Iron Maiden“, dazu noch Ronaldinho (ein C-Jugendlicher) und reichlich verspätet Tommy LQ

In schneeweiß: Stanley Stralauer, Admiral Norbertonius (Kapitän), Ralf Forster, Dirk, Matthias 23, Murat (C-Jugendlicher) und deutlich später Brüdi

Und siehe da! die Teams waren tatsächlich gleich stark, so gleich stark, dass an die 40 Minuten vergingen, bis der erste Treffer fallen sollte, was auf Stralau fast unmöglich ist, aber eben nur fast. Trotz der Ausgeglichenheit war der Führungstreffer für Team Weiß (ein Selbsttor von Ronaldinho) nicht unverdient, hatte man sich doch zahlreiche Chancen durchaus ansehnlich erspielt, um dann beim Abschluss umso kläglicher zu versagen. Kurz darauf viel das 2:0 für Weiß, hernach kam aber Team Bunt mehr und mehr in Fahrt, so sehr, dass es Stanley Stralauer entschieden zu bunt wurde. Er echauffierte sich lautstark (selbst Pippo wurde übertönt) über die seines Erachtens ungerechte Zuteilung der C-Jugendlichen und der zu spät Kommenden zu den beiden Teams, sah wohl sein Patent zur Zusammenstellung ausgeglichener Équipes zusehends ad absurdum geführt. Zur Beruhigung seiner französischen Nerven ging er erst mal ins Tor, wo er den Admiral ablöste. Personelle Veränderungen wurden vorgenommen: Ronaldinho verflüchtigte sich, für ihn kam ein anderer C-Jugendlicher, ein kleines Kraftpaket, das schließlich dem weißen Team Gesellschaft leisten durfte, während der etwas schwächere Murat von da an für die Buntröcke spielte. Ein neues Spiel wurde angepfiffen, und die Umstellungen zeitigten sofort Erfolge, weil die Weißen wieder deutlich zulegen konnten, auch spielerisch. Stanley Stralauers Nerven jedoch blieben ruiniert, da war nichts mehr zu machen. Nach einem schmerzhaften Zusammenprall mit einem gegnerischen Angreifer packte er schnaubend seine Siebensachen zusammen und ging. Selbst der Platzwart, an dessen Kabuff vorbei muss, wer die Arena verlassen will, konnte ihn nicht umstimmen. Angeblich soll Stralauer sogar angekündigt haben, den Spielbetrieb auf der Halbinsel im Verbund mit seinem ebenfalls aus Südwesteuropa stammenden Busenfreund, dem Homo klosiensis, gänzlich zu boykottieren, was ein klarer Vertragsbruch wäre, der schwere Konsequenzen nach sich ziehen würde, denn ein Vertrag ist ein Vertrag ist ein Vertrag, auch wenn er nur mündlich abgeschlossen wurde. Für Traktoristen, die ihren Kontrakt mit der STAUFA und Traktor 1266 Stralau e.V. brechen, ist die Exekution der Höchststrafe vorgesehen, was sich durch einen schlichten Blick in die Vereinssatzung überprüfen lässt. Wie ist nun der Bestrafungsakt ausgestaltet? Nun, dem Platzwart ist es seit jeher aufgetragen, ob er will oder nicht, die Spielerpässe vertragsbrüchiger Traktoristen öffentlich auf dem Marktplatz von Stralau-Stadt (direkt unter dem Rathausbalkon) mit einer frischgewetzten Schere entzwei zu schneiden, verweigert er’s, so zerfällt er binnen Sekunden zu Staub aufgrund eines Fluchs aus dem 13. Jahrhundert, dem Gründungsjahrhundert Traktors – ein riesiges Spektakel für das gaffende Volk, für die Traktoristen die wohl schlimmste aller vorstellbaren Strafen, denn nach der Zerstörung ihrer Pässe sind sie keine Traktoristen mehr, sind nackt und entstellt, dürfen sich nicht mehr Stralauer nennen und werden für immer von der schönen Halbinsel verbannt. Über die Schilderung der Konsequenzen eines möglichen Spielboykotts Stanley Stralauers habe ich das weitere Spielgeschehen vernachlässigt, das soll jetzt nachgeholt werden. Nach Stralauers starkem Abgang verabschiedeten sich auch noch die C-Jugendlichen und man einigte sich schließlich auf einen Wechsel der Lunge zum weißen Team. Zwischen Kaviarhäppchen und Wachteleiern in der Presseloge konnte ich gerade noch erkennen, dass die Partie irgendwie vorzeitig zu Ende ging (es war noch schön hell), nachdem Forsters Ralf die Segel strich und sich die Mehrzahl der Traktoristen, ihm blind folgend, wie die Lemminge die Stralauer Klippen hinunterstürzten, was wieder einmal bezeichnend war. Der Admiral fluchte. In einem Disput mit Pippo Stiasny über die Spielzeit von vielleicht gerade mal zwei Stunden konnte kein Konsens erzielt werden. Wird auch der Admiral demnächst mit Spielboykott drohen? Oder wird er seinen Alltagsfrust in seiner Villa an der Rummelsburger Bucht lassen? Wir wissen es nicht.

Vom Geschehen in der Marx-Arena berichtete nach längerer Absenz Snorri Sturlufsson exklusiv für den Stralauer Platzwart. Wer an den akkuraten Spielergebnissen interessiert ist, für den könnte sich die Lektüre der Seite http://bunte-truemmer.blogspot.com lohnen, auf der der zuverlässige und legendäre Chronist von Stralau das Ergebnis aus Stralau publiziert.

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15 Januar 2007

Ganz Brasilien schaut nach Stralau!

Dieser Beitrag erschien zuerst in der Stralauer Fußball-Chronik 2006. Ohne die Inititative von "Andrianus Kuttnerius" wäre der Nachwelt zwar dieses Interview erspart geblieben, es gäbe aber auch nicht diese wichtige Quelle des Stralauer Fußballs, für die kommende Historikergenerationen noch dankbar sein werden. Der Dank gilt dem Chronisten!


Der Stralauer Fußball ist weit über die Grenzen der Stralauer Halbinsel hinaus bekannt, die Karl-Marx-Gedächtnisarena nicht nur Pilgerstätte für Anhänger der 3. Internationalen Freizeitkickbefreiungsbewegung, sondern auch Kaiser und Könige statten ihr voller Ehrfurcht regelmäßig einen Besuch ab.

Mit dem „Rei“ Edson Arantes do Nascimento, Pelé, der ein bekennender Fan von Tractor Stralau 1266 e.V. ist, sprach der Exil-Tractoristi Jens „Gille“ Giersdorf über die Wahrnehmung des Stralauer Fußballs auf dem südamerikanischen Kontinent.


JGG: Pelé, wir sitzen hier am berühmten Strand von Guarujá in der Nähe von São Paulo, trinken eine Kokosnuss und schauen den Kindern zu, die hier im Sand Fußball spielen. Diese Geschmeidigkeit und die technische Perfektion begeistern Zuschauer aus europäischen Ländern, gerade in Deutschland. Was glauben Sie, wie wird der Stralauer Fußball hier wahrgenommen?

Pelé: Jaja, es ist wirklich unerträglich heiß hier. Der Junge ist doch nur so beweglich, weil er auf dem Weg zur Schule jeden Morgen den umherfliegenden Kugeln ausweichen muss. Und wie bitteschön soll man einen anständigen Pass spielen im Sand? Da muss man einfach ständig lupfen und den Ball am Körper mitführen. Aber das haben die Leute satt hier. Ganz Brasilien schaut nach Alt-Stralau. Das kraftvolle und schnelle Kombinationsspiel, das in Stralau geboten wird, ist Vorbild für unsere taktische Ausbildung in den Fußballschulen.

JGG: Einige Kritiker des Stralauer Fußballs bemängeln, dass eher ausdauerndes Rennen und kick-and-rush im Vordergrund stünden, das technische Potenzial der Stralauer Kicker sei jedoch gering.

Pelé: Das mag vielleicht sein. Aber das ständige Hin und Her über mehrere Stunden bei jedem Wind und Wetter, das hat mich sehr fasziniert bei meinem letzten Besuch in der Karl-Marx-Gedächtnisarena. Hier in Brasilien haben wir ja immer das gleiche langweilige heiße und schwüle Wetter, aber sobald es regnet, spielt man natürlich keinen Fußball. Aber auf Stralau wird auch bei Schnee und Regen gespielt. Das beeindruckt die Leute hier...

JGG: Gibt es etwas auf Stralau, das sie in Brasilien vermissen?

Pelé: Ein schöner Kunstrasen, das ist es was hier fehlt. Ich habe deswegen zusammen mit der Brauerei „Antarctica“ eine Initiative gestartet: „Kunstrasenplätze für Brasilien!“ Aber die Leute trinken einfach lieber Cachaça....
Trotzdem haben wir den Stralauer Platzwart kontaktiert und ihn um Tipps für die Pflege von Kunstrasen gebeten. Einen so ausgezeichneten Kunstrasen wie auf Stralau habe ich noch nie gesehen. Ich habe es wie Millionen andere Brasilianer nicht verstanden, dass die KMG nicht als Austragungsort des WM-Turniers aufgenommen worden ist. Ich habe Franz extra gesagt, dass wir nicht mehr in Frankfurt spielen wollten, „Da regnet es doch nur rein, Franz“ habe ich gesagt! Und dann rutschen doch tatsächlich alle Spieler aus auf diesen glitschigen Naturrasen. Ich bin mir sicher, in der KMG wären wir nicht ausgeschieden.

JGG: Das Zentralorgan des Ältestinnenrat des Stralauer Wochenendfußballs, der Stralauer Platzwart, gehört nicht gerade zu den Freunden der FIFA und vermutete, der skandalgeplagte deutsche und italienische Fußball sollten während der WM wieder rehabilitiert werden. Was halten Sie denn von der Berichterstattung über den Stralauer Fußball?

Pelé: Also, ich selbst kann die Beiträge natürlich nicht lesen, aber mein portugiesischer Bäcker, der auch eine Zeitlang in Köln gelebt hat, der übersetzt mir immer die Texte. Es ist natürlich sehr amüsant jedes Mal.....Aber manchmal wünsche ich mir, dass es für die große Fangemeinde des Stralauer Fußballs hier in Brasilien auch ein paar Berichte in portugiesischer Sprache geben würde. Auch die Videoberichterstattung gefällt mir gut. Samstags wird hier ja im Fernsehen kein brasilianischer Fußball, nur dieser europäische Hochglanzfußball übertragen. Da würde eine Live-Übertragung aus der Karl-Marx-Gedächtnisarena via Satellit sicherlich viele Zuschauer erreichen zur besten Frühstückszeit....

JGG: Herr Pelé, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.

Gewohnt turbulenter Stalauer Spieltag

Bericht zum 002. Spieltag der Stralauer Saison 007
Bedauerlicherweise sind die ReporterInnen LoLiLa und Rueffli Waddewiggler beide im verdienten Endlich-mal-aus-Berlin-raus-Urlaub. Von Edelfeder Snorri Sturluffson fehlt seit letztem Island-Aufenthalt jede Spur (Snorri - bitte melde Dich! Auch hinter schwedischen Gardinen soll es Internet geben.)
(Stralau-Stadt, KMG-Arena)
Leider muss an dieser Stelle der Co-Kalfaktor des St. Platzwartes, Ex-Depütierte des Platzwart-Wohlfühl-Comittees, S. T. A. U. F. A. -Beigeordneter der Sektion Pagelshain-Süd und Allwetter-Spieler Schmaudorito für die journalistischen Profis einspringen und seine müde Feder in den Ring werfen:
Also viel kann ich eh' nicht sagen, da ich aufgrund eines widrigen Biorhythmus erst mehr als mind. 15 min. nach Anpfiff den vorzüglichen, aber immer heiligen Kunst-Rasen des KMG-Ball-Gedenk-Spielkäfigs beglückte. Zu diesem Zeitpunkt war zwar das Wetter noch schön, aber dafür ballte sich bereits eine beträchtliche Gereiztheit auf dem Felde auf, so dass jeder einzelne Kunstrasenhalm erschreckt & aufgerichtet im Spätherbststurm bibberte. Zu Beginn wollten mich vereinzelte Akteure gar nicht mitspielen lassen, andere reagierten aggressiv darauf, dass ich sodann schmauderte - aehh zauderte, den vorzüglichen Kunstrasen zu betreten, worüber zumindest die genannten Halme sicher recht froh waren, dann aber gab es kein zurück mehr: Bald tummelte ich mich innerlich tief wie eine Grunewalder Wildsau bewegt über so viel Großzügigkeit einem Spätkömmling gegenüber mitten im Spiel. Es war mir natürlich nicht klar, weshalb so dicke Luft herrschte, bis es mir dann gewahr wurde, dass nebenan, auf dem sogenannten Büßerfeld, direkt vor dem Kabuff des St. Platzwartes, welches normalerweise ihm zu Ehren eben geschont und nicht beharkt wird, sich noch mindestens zwölf weitere, mir zum Großteil gänzlich unbekannte KickerInnen tummelten. Lediglich Norbertonius Pagellus Pagellantopoúlos, Benni Art-Crime, Andi the Brüdi und Matthias 23 konnte ich durch die 6,75-Dioptrien-Sonnenbrillengläser bei total bedecktem Himmel ausmachen, alles andere schienen mir neuerdings wieder spielfreie A-Jugendliche der umliegenden Bezahl-Fußballclubs zu sein (nicht dass ich jemanden ausgrenzen möchte, nein, dazu fehlt mir freilich die Chuzpe ..., aber müssen diese Fremden immer noch unvertrauter werden?!? Und warum so viele auf einen Haufen? Können die nicht im Treptower Park herumharken? Wo es keinen stört???).
Jedenfalls, gedrückte Stimmung, mies zusammengewürfelte Teams, und ich fungierte natürlich als fünftes Rad am Wagen des Platzwartes, denn normalerweise ist es auf Stralau überhaupt kein Problem, wenn da mal ein Team in Unterzahl agieren muss, im Gegenteil, das spornt für gewöhnlich die besonders Lauffreudigen noch mehr an. Nur dieses Mal hatte irgendjemand die Teams so haarsträubend dysharmonisch zusammengestellt gehabt, dass partout immer die zahlenmäßig unterlegene Mannschaft vollkommen aus dem Tritt kam, wenn ihr das Team mit einer Person mehr auf dem Platz zu Leibe rückte. So blieb mir als aktuellem Zuspätkömmling nichts anderes übrig, als an diesem Spieltag mindestens fünf Mal die Seiten zu wechseln. Mir dünkte als wäre ich Söldner bei irgendeinem südeuropäischen Zweitligaverein, was nicht gerade zur Besserung meiner spielerischen Leistungen beitrug. Mensch sollte sich als passionierter Stralauer Halbprofi und Frührentner wirklich mal überlegen, ob es nicht sinnvoll wäre, wenn in ständig wechselndem Turnus jeweils zwei ungefähr gleichlaufstarke Akteure sich vor Beginn des Spieltages zusammentun würden und es miteinander ausmauschelten, welche Kickkraft in welchem Team aufspielt (natürlich in geheimer Abstimmung), das würde erstens mal eine schöne Abwechslung bringen (vgl. auch Kongo-Ottos Meinung auf http://bunte-truemmer.blogspot.com) und zweitens dafür sorgen, dass es zu (noch) mehr Spannung und Ausgeglichenheit im Spieltage käme. Auch die immer zahlreicher erscheinenden Zuschauer und Kiebitze im Halbinselrund der Arena würden sich darüber sicher freuen. Außerdem würden dann die AkteurInnen der unterlegenen Equipe nach dem Ende der Kanter-Niederlage nicht immer so gramgebeugt vom Platze schleichen. Also: Mehr basis-demokratische Beteiligung der Stralauer SpielerInnengewerkschaft S. T. A. U. F. A. wäre angesagt, diese Ermahnung geht natürlich in erster Linie an die Sektion Neu-Gillesberg Süd-West, die leider gegenwärtig ohne ihren weisen Wortführer von Humboldt-zu -Feuerwasser auskommen muss, der aus Gründen der Spionage in Sachen erweiterter Dribbel- & Weitschuss-Künste beim brasilianischen Fußballverband in Übersee verweilt.
Nun doch kurz zurück zum Spielgeschehen: Wenn ich das so nassforsch bemerken darf, kehrte erst dann eine gewisse Ordnung und Ausgeglichenheit in die spielerischen Aktionen ein, als die unvertrauten Fremden vom Feld des St. Platzwartes abgezogen waren, Benni, Brüdi, Admiralius Norbertonius G. I. Pagellus und Matthias 23 in die einzigen und allseits gerühmten Stralauer Tractoristi-Equipes integriert wurden und alles seinen gewohnten, vertrauten und nur ein ganz klein wenig saturierten Gang ging. Da erwachte dann die alte Assist-Fabrik wieder zu neuem Leben, und es fielen dann doch noch eine ganze Reihe wirklich schöner Tore und Spielzüge den HeldInnen ein, so dass auch die vielen ZuschauerInnen, daheim gebliebenen Zugvögel, sowie die Stralauer Fuchs-und-Hasen-Zuguckgesellschaft bei Einbruch der Dunkelheit zufrieden auf's Feld und in den Bau sich verflüchtigen konnte. Alle stimmten alsbald ein in den choralen Brunftgesang: Lange schallts von Stralau noch: Tractors Fußball lebe hoch!

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