27 August 2006

Die Legende vom 23. Spieltag der Stralauer Fußballsaison 2006, am 27.8.2006

Erneute Karawanserei der Tractoristi treibt den Presseschau-Tross an den Rand der großen logistischen Katastrophe
Ippo endgültig wieder da, Platzwart auf Krösus-Trip

(Rummelsburg-Central: Spartacus-von-Lichtenberg-Memorial-Amphitheater)
Nachdem die aktuelle Pfundsliga-Sanktion nun nicht mehr ganz so frisch ist, will der in seiner Jahrhunderte alten Tradition sich suhlende Stralauer Spieltag natürlich nicht zurückstehen. Das hat sich jedoch noch nicht in alle Fußballerkreise herumgesprochen. Neun Tractoristi fanden sich punkt 15 Uhr vor den Toren der unübertroffenen Carla-Marxicissima-Gedächtnis-Kunstrasen-Arena ein. Dort mussten die Rundlederaktivisten zu ihrer Verblüffung feststellen, dass schon wieder Softball-Prügler aus dem Land der Aufgehenden Sonne über den vorzüglichen, ja nur als heilig zu bezeichnenden Kunstrasen pilgerten. Gutgelaunt wurden Spielanweisungen hin und her gebellt, dass es den armen Tractoristi in den Ohren dröhnte und gehörig das wölfische Fell sträubte. Der stadtbekannte Softball-Crack Borries von und zur Bussché hatte einmal wieder im Sinne der Völkerverständigung ein international hochkarätig besetztes Golfballprügel-Tournier organisiert. Schade nur – wegen seiner vielschichtigen Freizeitsportaktivitäten kommt der Kreuzberger Virtuose leider nicht mehr allzuoft dazu, für Tractor 1266 Stralau e. V. sein Scherflein in den Teamschrein kullern zu lassen.
Betrübt sahen die Tractoristi von außen durch die Gitterstäbe hindurch in Richtung Kabuff des St. Platzwartes. So mussten sie ungläubig zur Kenntnis nehmen, dass der Alte Mann sein Platzwartdomizil in einen Geldspeicher von Dagobertonianischem Format umgewidmet hat und mit zügigen Kraulbewegungen in einer Höhe von 2 Meter 50 über dem Bodenspiegel durch die Räumlichkeiten seines Zeugwartdepots pflügte, dabei Unmengen von Silberdollars verdrängend, dass es nur so klimperte. Offenbar rentiert sich die Vermietung der KMG-Arena an Internationale SportveranstalterInnen. Die Tractoristi hoffen derweil inständig, dass es dem Platzwart weniger um seinen schnell rollenden Rubel zu tun sei, sondern dass er vielmehr besonnen danach streben möge, die Rentenkasse der S. T. A. U. F. A. aufzustocken, damit die altgedienten Erz-Geronten von Tractor Stralau endlich doch in ihren verdienten Ruhestand eintreten können. Man hat schließlich vor, nachdem Gerontus seine Fußball-Stiefel endlich an den Nagel gehängt hat, eine postpensionistische Rocker-Clique zu bilden, und so eine 1.000-er Kawasaki will ja auch erst einmal abbezahlt sein. Mit derlei Gedankenspielen im Hinterstübchen trollte sich die vorläufig noch als Pedalritterbande treffend umschriebene Gruppierung in Richtung des Emanuel-Lasker-Rasenschach-Forums an der Persiusstraße, nur um dort auf ganz ähnliche Tatsachen wie in der KMG-Arena zu stoßen. Hier hatten die Platzwarte gleich an mehrere Paarungen räudiger KreisligistInnen vermietet, so dass der Tross der armen aber edlen Tractoristi nach längeren Verhandlungen nichts anderes übrig blieb, als wieder traurig vom Platz zu rollen. Nach kurzer Diskussion raffte man sich schließlich auf, dem wunderschönen Rummelsburg, das eigentlich Admiralius-Pagellantopoulos-Kastello heißen müsste, einen weiteren Besuch abzustatten. Im dort befindlichen Spartacus-Stadion wurde unzeitgemäß ein Kindergeburtstag veranstaltet. Eine Abordnung von vorbildlich Seriosität vorgebenden Tractoristi trat an Ort und Stelle in Verhandlungen mit dem Platzwart der Spartacus-von-Lichtenberg-Arena, einem alten Seebär, der den Stralauer Vertriebenenverband schließlich auf den staubtrockenen, mit faustgroßen Kieselsteinen garnierten Platz am Ufer der Rummelsburger See verwies. Zumindest er hatte Mitleid und gewährte den armen gebeutelten Tractoristi hier so nah an ihrem Stammstadion gelegen, sportliches Asyl. Am Sonntag ab Mitternacht wird der engste Kreis des Ältestenrathes tagen, um ihm die silberne Tractoristi-Ehren-Spange zu verleihen. Das berichtet das wie immer bestens informierte Wochenendfreizeitfußball-Magazin "Wrangelkiez International" in seiner Frühstücks-Ausgabe vom Sonntagmorgen, 16h30.
Gespielt wurde an diesem Sonnabendsamstagnachmittag dann tatsächlich auch noch. Pippo, nunmehr endgültig wieder ein Tractoristo, stellte flugs die Teams zu seinen Gunsten zusammen. Er besann sich gleich darauf, die durch seine lange Abstinenz verursachte Konditions-Insuffizienz vielleicht dadurch kompensieren zu können, indem er die besten Läufer sowie Techniker um sich schare. Diese wurden durch das Tragen von Pippos persilweißen Trikotagen kenntlich gemacht, die ihnen Dr. phil. Ippo mit unnachahmlicher Würde überhalf. In seiner Jugend hatte der abwesende Admiralius Pagellantopoulos für dieses in allen Hafenvierteln der Welt praktizierte Anwerbungs-Verfahren den Terminus "Schang-haien" geprägt. Er hätte an Dr. phil. Ippos Methoden seine Freude gehabt. Team "Weiß, wer weiß wie Weis'" spielte somit in Bestbesetzung: Pippo, Jens von Giersdorff zu Humboldt, Tommy Old Suede LQ und Ralf o. Z.-S. Forster.
Team "Kunterbunt" agierte derweil bald mit folgenden LeistungsträgerInnen: Stephano Moskophidibus, Frank kick-nie-im-(Ab-)Seitz, "Iron Maiden", Don Rolando, Schmauderinho. Wie schon abzusehen gewesen, trieben die Mannen um Pippo ihre Gegner vor sich her, dass es eine helle Freude war & der Platz davon nur so staubte. Ein Treffer reihte sich mühelos an den anderen, Moskophidibus mühte sich in Manier der antiken Philosophen, gepaart mit hanseatischem Stoizismus, um Fassung, während der durstige Schmauderinho zwischen zwei Schlucken aus dem mitgeführten Fass etwas von schlechter Raumaufteilung und mangelnder Laufbereitschaft brabbelte; da schritten pädagogisch gewandt, anlässlich einer der raren Torjubel-Vorkommnisse der "Kunterbunten", von Giersdorff zu Humboldt und Don Rolando ein. Sie analysierten: Es müsse sich jetzt einfach was ändern, vor allem die mentale Einstellung. "Der Rasen muss brennen, wenn wir ihn beharken! Wir tun jetzt einfach so, als ob das Spiel erst jetzt gerade neu anfangen würde, und dann werfen wir unseren aufmüpfigen Gegner, zumal in Unterzahl agierend, einfach in die Rummelsburger Bucht." In kürzester Zeit verwandelte sich das tiefe Grün des Ru-Bu-Rasens in eine haselnussbraune Wüstenei, als die kunterbunten Geronten wie losgelassene Hovercrafts das vom Platzwart zugeeignete, ehemalige Kartoffelfeld unterpflügten. Geschürt von diesem unverhofften Motivationsschub errang "Kunterbunt" am Ende verdient doch noch den Matchsieg mit 10:7. Dann wurde umgestellt, die "Weißen" durften endlich einmal zu fünft spielen, dazu mussten einige Modifikationen vorgenommen werden, so dass "Kunterbunt" nach kurzer Pause auflief mit von Giersdorff etc. etc., St. Moskophidibus, Schmaudolino und (Ab-)Seitz. "Kunterbunt" stemmte sich erneut gegen die herandräuende Niederlage, verbissen wurde um jede Torszene gerungen. Am Ende, nachdem sogar die Besonnensten im Eifer des Spielgeschehens den Überblick über den Stand der Partie verloren hatten, einigten sich die Combattanten auf ein salomonisches 4:4, das zustande kam, als Pippo und einige andere Spieler von "Weiß" aufbrechen wollten. Der Meinungsstarke Routinier wurde zwar noch einige Spielzüge hingehalten, indem er, als er gehen wollte, von seinen "Weißen" immer wieder per beherztem Zuspiel in das ludensische Geschehen verwickelt wurde, so dass er notgedrungen im Match verweilte, aber irgendwann sprach er ein Machtwort, und dann war doch Schluss. Es hatte wieder mittelprächtig zu regnen angefangen, die Zeiger der Zeiteisen schwankten bedenklich auf Viertel vor sechs Uhr zu. Wahrscheinlich hätte zu diesem Zeitpunkt selbst Admiral zur Rummelsburger See, Don Norbertinius Gaius Iulius C. Pagellantopoulos, ein Einsehen gehabt, und seine Mannen in Richtung Brause zuhause suspendiert. Hoffen wir, dass er seine komplizierte Fußknöchelverletzung bald überwunden hat und wieder Teil haben kann an den frenetisch begangenen Feierlichkeiten rund um den Stralauer Spieltag. Gleiches gilt für Don Klosiensis, der gegenwärtig ein Sandstrandlauf-Trainingslager in der Nähe von Sétubal aufgenommen hat, denn der Maestro muss endlich einmal wieder nachsehen, ob der Atlantik nach all den Löschflugzeugentnahmen auch noch genug Wasser führt. Hoffen wir, dass auch er zum Auftakt der Herbstmeisterschaften wieder unter den vielbeschworenen Tractoristi weilen wird. Habe die Ehre, Ihre Spieltagsspecialberichterstatterin vom Dienst, Lolita Lane.
Hier schließt sich ein weiterer Kreis in der mehr als 700-jährigen Balljagdtradition der so schwer an ihrer Geschichtsträchtigkeit schleppenden Halbinsel. Hoffen wir, dass diese nicht so schnell in den Oceanischen Weiten der Rummelsburger See versinken möge, beim Belenus, jetzt aber fertig.
(lolila, lsdoleila, spartakuss, persius, sds, tannjuck, bravda)

1 Comments:

Blogger Der Stralauer Platzwart said...

Jetzt kann der Deputierte aus Ostkreutzien auch noch nicht mal mehr Bild und Text in ein und den selben Post setzen. Warum nur, warum schreitet der Untergang des Abendlandes in einem so unerhörten Tempo über die letzten Anhänger von MacOS 9.2 drüber?!?
Dabei schreiben die Herrschaften, die diese URL anbieten, dass ursprünglich die Blogger, die diese Site aufgebaut haben, mit überwältigender Mehrheit mit dem Macintosh gearbeitet haben. Eine Schande ist das, ein Desaster.
Habe fertig und baue jetzt ein Gegen-WWW auf, in dem nur MacOs 9-User was zu sagen haben.

1:53 PM  

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