13 August 2006

What remains from Spieltag No. 21, August 12th, 2006

Aktuelle Presseschau-Akteure nehmen die ständige Karawanserei der letzten Alt-Tractoristi nur noch widerwillig zur Kenntnis
Seit Ippos Fernbleiben gelingt es überhaupt nicht mehr, die KMG-Arena für sich zu reklamieren
(Rummelsburg-Central: Spartacus-von-Lichtenberg-Memorial-Amphitheater)
Pünktlich zum Auftakt der aktuellen Pfundsliga-Sanktion gab es einmal wieder einen Stralauer Spieltag zu begehen. Das hat sich jedoch nicht in alle Fußballerkreise herumgesprochen. Um ehrlich zu sein, sehr viel ist von der sportlichen Grandezza, die die Reporter Snurlufsson, Waddewiggler, Kouttnertopolinocolossos & Co. noch im vergangenen Lenz frenetisch in ihrer Pressebeichterstattung besangen, nicht geblieben. Ganze fünf Tractoristi fanden sich gegen 15h vor den Toren der Carl-May-Gedächtnis-Festspiel-Stätte ein. Man fragt sich: Wohin haben sich all die anderen Teilhaber einer so altehrwürdigen Fußball-Tradition nur verdrückt? Sind die nach erfolgreich abgesessenem TV-Championat wirklich alle zu Couchpotatoes mutiert? Gibt es im Vorfeld des Hystorischen Kampfes um die Oberbaumbrücke ein Einreiseverbot für manche Kickerhelden, die aus den westlichen Stadtbezirken zu uns stoßen wollen? Hat eine weitere Secession von der Sezession stattgefunden, von der die Redaktion des Umstürzenden Torpfostens noch nicht Wind bekommen hat? Gibt es eine Fundamental-Boycotthaltung gegen den altehrwürdigen Stralauer Spieltag und v. a. gegen den Platzwart wegen der unseligen Dopingvorwürfe, die völlig haltlos gegen einige der verdientesten Erzgeronten im Dunstkreis der Stralauer Sportgroßereignisse erhoben wurden? Einige fragen sich zurecht, ob diese mehr als erhaltenswerte Tradition des vielhundertjährigen Stralau-Fußballs nun endgültig dem Untergang geweiht ist. "Keine Atempause, Geschichte wird gemacht, es geht voran!" Zu den fünf Alt-Tractoristi hatten sich am Sonnabendsamstag fünf Neu-Tractoristi gesellt, die wahrscheinlich noch nichts von ihrem Glück ahnen. Allerdings handelt es sich gar nicht um den Kern der A-Jugend-Teams von Vorwärts Aktive Stralaus! und dem SFC Fr'hain , sondern um etwas ältere Semester, die als Generation 25+X am besten in einer Schublade unterzubringen sind. Gespielt wurde diesmal nicht auf dem vorzüglichen Kunstrasen der KMG-Arena, hier tummelten sich einmal wieder gepanzerte Schmetterlingshäscher mit ihren lustigen Köchern (die versuchten gar auf Englisch und auch z. T. richtig gut berlinernd, einige junge Tractoristi für ihren Kampfsport LaCrosse abzuwerben, vergeblich). Gemeinsam trollte man sich in Richtung Festland-Stralaus. Am üblich gewordenen Ausweichort, auf dem Emmanuel-Lasker-Rasenschach-Hypocampus, angekommen, mussten die Kickerhelden feststellen, dass dort auf jedem verfügbaren Stück Rasen Bezahl- u. ä. veramteter Fußball dargeboten wurde, eine Katastrophe. Man wandte sich voll Grauen ab und setzte die Suche nach einem freien Fußballstadion fort. Am Ende strandeten versprengte Reste der einstmals so stolzen Würdentrager von Tractor 1266 Stralau e. V. auf dem gepflegten Grün des Stadions von TSV Sparta 1911 Lichtenberg e. t., das unterhalb der Kynaststraße auf der Höhe östlich vom Ostkreuz liegt (ein so junger Verein & dann so eine so morbid-verhuschte Arena, es kommt halt immer auf den Platzwart an). Vom Wasserturm aus herrschten optimale Sichtbedingungen auf den Platz, hier hatte der FFS (Freies Fernsehen Stralau) seine Bildschaltzentrale eingerichtet, von hier aus übertrug die us-amerikanische Kiez-Reporterin Lolita Lane (lolila ) das Spiel in alle offenen Kanäle der unheimlichen Hauptstadt B-Mitte und der ihr vorgelagerten Außenbezirke. An diesem wahrlich verwunschenen Ort fand also die ewige Karawanserei des 21. Spieltages ein Ende. Von den verdienten Alt-Tractoristi waren lediglich Ralf m. ZS Schmersahl, Jens von Humboldt zu Giersdorff, Homo florianus klosiensii, Andreasius Kouttnerpipovicz und der von allen Dopingsündenvorwürfen reingewaschene Schmaudolino übrig geblieben, welcher an diesem gemäßigt heißen Spieltag mehr als dreieinhalb Liter reinen Spreequells in seine ausgedörrte Kehle hinabschütten musste, um seinen ausgemergelten Greisenkörper auf Betriebstemperatur zu bringen. Die "fremden" 5 hörten bald auf die Ruf- und Spitznamen: Rolando, Brillo, Matthias_23, der-Mann-mit-den-Stutzen und Don Linksaußenero flinko. Es entwickelte sich ein lebhaftes Spiel, nur eine Person lief in den Farben "DDR blau, so blau" auf, das machte aber nichts, da bei einer so geringen Anzahl an bekannten und unbekannten Gegenspielern es selbst für extrem Dioptrien-Geschädigte möglich war, die Mitspieler vom Gegner in puncto visueller Kommunikation zu trennen. Nur die arme lolila hatte die mühevolle Aufgabe, für die Hundertausenden daheim an den Bildschirmen, jene durch Traditionstrikots normalerweise kenntlich gemachten Combattanten unisono uneingefärbt in ihrem jeweiligen Teamgefüge voneinander unterscheidbar zu machen. Natürlich kam es nach einem ausgeglichenen Spiel mit einer Länge von ca. 70 min. zu einem der üblichen Eklats. Wir wären ja nicht Tractoristi, zumal letzte Versprengte, wenn es nicht immer wieder zu Verbalscharmützeln und lautstarken Auseinandersetzungen käme. Daran waren dieses Mal gar nicht die üblichen Streithähne oder gar Erzgeronten beteiligt, nein, heute ging es um die individualistische Spielauffassung, die Frage, wer der Dribbelkönig ist, um die Gefahr des Abspielens an sich und um allgemeine Gereiztleifheiten. Jedenfalls wurde nach dem unrühmlichen Ende des Disputes vier gegen fünf erfolgreich weitergekickt, wobei sich die als Viererbande präsentierte Equipe um den Frischroutinier Rolando ganz beachtlich aus der Affaire zog. Leider (wieder) viel zu früh kam es dann zum Abgang von sage und schreibe vier SpielerInnen, die alle aus verschiedenen Gründen vorgaben: Sie könnten nicht mehr, sie müssten noch zu einem Termin, ihre Heimreisestrecke sei so ausgedehnt, dass sie jetzt losmüssten, um die Sportschau beim Konkurrenzsender nicht zu verpassen.
Unglaublich (zum Glück war der Routinier Pagellantopoulos nicht anwesend, lediglich sein Geist schwebte über den Ereignissen, vgl. Bildberichterstattung). Es spielten dann drei Alt-Tractoristi aus dem glücklich geeinten Fr'hain-KreutzberGerlingen gegen Marathonist Ralf und zwei Frischlinge so, dass es eine wahre Freude war. Dies befand zumindest lolila in ihrem Übertragungssturm mit Feldf(r)aunblick. Hoffen wir, dass die durchaus wackeren Frischlinge, die da neu aufgekreuzt sind, dem Stralauer Traditionsfußball lange erhalten bleiben, dann können die letzten versprengten Alt-Tractoristi auf ihre treulosen ehemaligen Mit-Tractoristi, die es sich getrauen, einfach nicht mehr zu kommen, getrost verzichten. Das Leben ist eben kein Zuckerwattebauschschlecken.
Hier schließt sich ein weiterer Kreis in der mehr als 800-jährigen Balljagdtradition der so schwer an ihrer Geschichtsträchtigkeit schleppenden Halbinsel. Hoffen wir, dass sie nicht so schnell im Meer der Spreenixen versinken möge. Die Zahl der Vermissten jedoch steigt stetig.
(lolila, lsdoweh, spartakuss, sds, tannjuck, bravda)

2 Comments:

Blogger Kongo-Otto said...

Es war mir ein Vergnügen, nach (zu!) langer Zeit der Abstinenz mal wieder einen solchenen Artikel zu lesen. Unübnertroffen Schilderungen wie u.a. der Hinweis auf die Übertragungen des FFS mit auf dem Ostkreuz-Turm positionierter Kamera...
Kleine Ergänzung eines Mitspielers lediglich die, dass außer (dem leicht sächselnden?) Matthias alle 10 Aufgelaufenen schonmal mitgespielt hatten. Dirk stammt wohl aus dem Klosianischen Umfeld und sollte alleine deswegen unmittelbar zu Traktor Stralau gezählt werden, er war auch mindestens einmal schon dabei.
Die anderen 3 stammen aus dem bereits oftmals erwähnten neuen Traditionskern, der bereits seit einigen Wochen (seit dem Wechsel auf 15.00 Uhr?) den Stralauer Fußball stützt.
Liebe Grüße an, auf und unter den Ostkreuzturm vom

Oddo!

11:53 AM  
Anonymous Anonym said...

Servas lieber Oddo,
vielen Dank für Deine Ergänzungen bzw. Hinweise an Lolita Lane, die diese journalistische Pfundsperson sicher bei Ihren nächsten Einlassungen zum Spieltagesgeschehen berücksichtigen wird.
Grüße nach Dribbdebach
sendet ein anonym bleiben wollender Verheerer des Stralauer Fußballphänomens aus dem Problemkiez gleich links hinter dem Wasserturm.
N. N.

4:31 PM  

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