13 August 2006

1. Trainingslager von Traktor Stralau ein voller Erfolg!

Das dreitägige Trainingslager von Traktor Stralau kann als voller Erfolg bezeichnet werden, auch wenn sich die Anreise etwas schwierig gestaltete. So konnten einige Wildhüter nur nach intensiven Diskussionen davon überzeugt werden, dass die Traktoristi weithin unbekannte Schleichwege benutzen mussten, um die an ihren Fersen klebenden Fanmassen abzuschütteln.

Cheftrainer Ralph mit Sohn hatte die Mannen und Frauen von Traktor Stralau mitsamt Zeugwart und Chefkoch in das malerische Grünow gelockt, weil dort „ideale Trainingsbedingungen herrschen, ein Sportplatz, von dem die halbe Bundesliga träumt, so was habt ihr noch nicht gesehen“, zudem „scheint da immer die Sonne, ist echt unglaublich, ein wahres Sonnenloch, da kann es hier in Berlin pissen, soviel es will“ und schließlich könne man dort „in der abgelegenen Ruhe am besten den Teamgeist wieder beleben“, der zuletzt aufgrund interner Dopingvorwürfe arg gelitten hatte. Und er sollte in wirklich keinerlei Hinsicht Recht behalten.

So gestaltete sich die Zimmeraufteilung unkomplizierter als erwartet, da einige Spieler vorsorglich in Zelten oder gleich völlig unter freiem Himmel schliefen und andere wiederum die eigenen Partner mitgebracht hatten, um nicht wieder mit den Teamkollegen nächtelang über die ungerechte Bettenverteilung diskutieren zu müssen. Nach einer kurzen und kühlen Nacht wurden einige unserer Helden von den ersten Regentropfen geweckt, die in lautem Stakkato auf ihre Schlafsäcke einhämmerten. Noch bevor der erste Hahn um 8.37 Uhr krähen konnte, hatten die Traktoristi 3 Liter Kaffee gekocht, denen noch ca. 530 Liter in den nächsten Tagen folgen sollten. Ersten Gerüchten zufolge soll Tchibo Traktor Stralau bereits kontaktiert haben, um über Trikotwerbung für die nächste Saison zu sprechen. Der Marketingdirektor und Zeugwart Stephan „Das Hemd“ Schmauder hat diese Gerüchte aber nicht bestätigt. „Unsere Brust bleibt werbefrei! Traktor Stralau verkauft sich nicht, schon gar nicht, wenn 50% der Spieler am liebsten mit freiem Oberkörper spielen. Wo gibt’s denn so was: „Oberkörperwerbung“? Außerdem haben wir sämtliche Namensrechte bis 2045 an Getränke Hoffmann™ verkauft. Dort gibt es übrigens gerade Stuttgarter Hofbräu im Angebot, für 8,90 Euro den Kasten!“

Nach einem von Assistenzkoch Niels „Eieruhr“ Tiedtke zubereitetem Frühstück, bei dem sich die Ausbildung zum Bäckerlehrling doch noch einmal bezahlt machen sollte, hatten die Auswahlspieler von Traktor Stralau genügend Kraft gesammelt, um in einem ersten Testspiel gegen die als sehr spielstark eingeschätzte Grünower A-Jugend antreten zu können. Doch unsere Traktoristi wurden gleich doppelt enttäuscht. So erwies sich der von Ralph gepriesene Rasen als wilder Acker mit seltenem Pflanzen- (grüngelber Rosenhut, wilder Mangold, arabischer Brombeerstrauch) und Tierbestand (europäisches Faultier, südsibirische Riesenbremse), der eigentlich in den Nationalpark Müritz aufgenommen gehört. Unsere Spieler werden sich dafür auch stark machen und an den nächsten Samstagen Unterschriften für ein entsprechendes Bürgerbegehren sammeln (siehe auch
www.rettet-den-acker.de).

Die Grünower A-Jugend tauchte an diesem wolkenverhangenen Samstagmittag wie auch die restliche Dorfbevölkerung erst gar nicht auf, so dass unsere Spieler wieder einmal bloß gegeneinander antreten konnten. Trotz der widrigen Spielumstände und der geringen Teilnahmerzahl von 5 Traktoristi (Niels, Ralph, Stephan the other, Stephan S., Jens G.) plus zwei Ergänzungsspieler (Nick Mercedes und Heike) ergaben sich zwei ansehnliche und torreiche Spiele. Endete das erste noch gerecht 10:10, so musste das zweite Spiel aufgrund eines Platzregens beim Stande von 8:5 abgebrochen werden.

Der regenreiche Samstagnachmittag sollte - nachdem nun auch der etatmäßige Chefkoch Jürgen „Thüringer“ Bong im Trainingshotel eingetroffen war - nun als der Tag des großen Fressens in die Geschichte von Traktor Stralau eingehen. Noch heute erinnert der Autor dieser Zeilen sich mit Wehmut und Sodbrennen an diese denkwürdigen Stunden, als in der Küche und auf der Terrasse ein unbarmherziger Kochwettbewerb entbrannte. Nach einem leichten Mittagessen (Spaghetti) hatte es zunächst bloß frische Johannisbeeren gegeben, wie von Ernährungswissenschaftler Andi „Miracoli“ Kuttner zuvor ausdrücklich empfohlen. Doch einige unerfahrene Spieler stürzten sich über den Garten Eden Grünows und verwerteten nun alles, was sich aus der Erde holen ließ und nicht sofort wegkrabbelte. Nach mehreren Stunden Kochens hatten die Spieler einen herrlich duftenden Johannisbeerkuchen, eine Thunfischpizza, eine Lauchquiche, frischen Mangold und mehrere Forellen verzehrt, die Admiral Norbert Pagantoupolous zuvor in der Rummelsburger Bucht eigenhändig gefangen und mitschicken hatte lassen.

Die Folgen dieser orgastischen Fresserei sollten unsere Spieler noch in derselben Nacht zu spüren bekommen. So verfielen viele bereits weit vor 3 Uhr morgens einer großen Müdigkeit und die zeltlosen Stephan S. und Jens G. mussten gar an Ort und Stelle des Kochduells schlafend zu Boden gehen aufgrund der Unmengen unverdaulicher Ballaststoffe. Aus Gründen der Sicherheit bewachte Stephan S. schlafend den Kühlschrank, konnte jedoch einen nächtlichen Diebstahl nicht verhindern und auch Jens G. bemerkte des nachts einen Glimmstängel, den sich ein(e) Unbekannte(r) heimlich angezündet haben musste. Diese Vergehen werden selbstverständlich von der Disziplinarkommission der STAUFA untersucht, auch wenn bis jetzt keine tatkräftigen Beweise vorliegen. An dieser Stelle sei übrigens darauf verwiesen, dass es der STAUFA durch den Einsatz als Moskitos getarnter Nanoroboter gelang, dem unter Dopingverdacht stehenden Stephan S. des Nachts unbemerkt ausreichende Mengen Bluts abzuzapfen, so dass die Dopingkontrollen vorgenommen werden konnten. Das negative Ergebnis spricht Stephan S. von allen Dopingvorwürfen frei, so dass sein Name nun wieder rehabilitiert ist.

Der Kochwettbewerb ließ unsere Helden auch die zweite Nacht nicht bis zum ersten Hahnenkrähen schlafen, da Chefkoch Jürgen den Frühstückstisch rechtzeitig decken musste, um danach noch ausreichend Zeit für die Zubereitung des Mittagsmahls zu haben. Nach einem deftigen Frühstück machten sich dann verschiedene Kleingruppen nach erfolgreicher Cliquenbildung auf getrennten Wegen an getrennte Seen um verschiedenen Aktivitäten nachzugehen, so dass das Trainingslager auch in Bezug auf die Beschwörung des alten Teamgeistes („Geh Du mir nicht auf den Geist, dann geh ich Dir auch nicht auf den Geist!“) als voller Erfolg bezeichnet werden kann. Am nahe gelegenen Grünower See, zu dem sich der Autor dieser Zeilen gemeinsam mit Stephan S. und ein paar Damen auf den Weg machte, konnte dann lediglich Stephan S. die ausgedehnten Nacktbademöglichkeiten nutzen, bevor dann auf dem Rückweg die von Andi „Miracoli“ Kuttner aufgrund ihres hohen Vitamin-C-Gehaltes empfohlenen Grünower Waldhimbeeren in rauen Mengen aufgenommen wurden.

Dieses an sich viel versprechende Naturdoping wurde aber von den außerordentlichen Kochaktivitäten Jürgens konterkariert, der aus purer Selbstlosigkeit oder Sponsoring durch das Thüringer Fremdenverkehrsamt alle Spezialitäten dieses Bundeslandes aufbot, die an einem Nachmittag verzehrbar sind, also Thüringer Klöße (halb und halb mit 10 cm Durchmesser), Thüringer Bratwürste, Reiterfleisch, Hühnchen mit Lauchgemüse, Speckfleisch mit Spinat, etc…

Nach mehreren Tassen Pfefferminztee und Kaffee machten sich die Traktoristi am späten Sonntagnachmittag auf den Heimweg nach Berlin, nicht ohne vorher noch allen Verantwortlichen und Beteiligten durch ausgiebiges Krimsekttrinken für das gelungene Trainingslager gedankt zu haben.

Die hervorragenden Körperfett- und Eisenwerte der Lagerteilnehmer, die der Chefarzt Dr. med. phil. Klosiensis in den darauf folgenden Tagen verkündete, sprechen dafür, dass das Trainingslager nicht nur in kulinarischer, sondern auch in fußballerischer Hinsicht als voller Erfolg bezeichnet werden kann.

Die neue STralau-Saison kann COMmen!

2 Comments:

Blogger Kongo-Otto said...

Willkommen beim Stralauer Platzwart, und chapeau für den 1. Artikel. Gleich einen Roman verfasst, und sich damit bestens ins Redaktionsteam eingefügt... Freue mich auf weiteres!
Grüße

Oddo

11:46 AM  
Anonymous Anonym said...

Was soll mensch dazu sagen, eine weitere Steigerung des literarischen Niveaus würde das offizielle Pflicht-Börse-Blatt des St. Platzwartes schlichtweg an den Rand einer Nominierung zum hochtrabenden Opel-Preis treiben.Hoffen wir das Beste, dass unsere Redakteure diese Ehre verkraften, ohne in den Wahn zu verfallen, gegen die künstlerische Unsterblichkeit selbst anschreiben zu müssen. Lang lebe der Dichterolymp auf den Hügeln zu Grünow!
Ein unbekannt bleiben wollender ... usw. usf. im Namen des
Ostkreuzer Tagblattes

6:18 PM  

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