18 Mai 2006

Was vor, am und nach dem 8. Stralauer Spieltag geschah

Am Freitag vor dem Spiel wurde der Vertragsspieler Pagellantopoulos von Spähern der STAUFA dabei beobachtet , wie er bei einer Ökobierprobe in einem Bio-Supermarkt Lammbräuer Urquell vom Fass verkostete. Dies stellt eine klare Vertragsverletzung dar, weil der Verband vor einiger Zeit einen Exklusivwerbevertrag mit der Stralauer Hofbrauerei abgeschlossen hatte, dem zufolge die STAUFA-Spieler in der Öffentlichkeit nur Stralauer Hofbräu trinken dürfen. „Ich verstehe das ganze Theater nicht. Es war an jenem Tag warm, das Bier gratis. Da denkt man doch nicht an irgendwelche Verträge“, zeigte sich ’Topoulos uneinsichtig. Ihm drohen nun eine Geldstrafe im zweistelligen Bereich sowie zehn Peitschenhiebe auf die flache Hand. Dann kam er endlich, der 8. Spieltag, und mit ihm der nach seiner Gelbsperre gut erholte Pippo Stiasny, dem es in kürzester Zeit gelang, das so vermisste akustische Ambiente wiederherzustellen. So fiel es auch kaum auf, dass dieses Mal nicht in der so geliebten Karl-Marx-Arena gespielt wurde – der Eigentümer hatte diese, offenbar in einem Zustand geistiger Umnachtung, an sogenannte Lakritz-Sportler vermietet –, sondern auf der Friedrich-Engels-Mehrkampfanlage an der Persiusstraße, genauer gesagt: auf dem Roten Platz der F-E-MKA. Die Verbalscharmützel zwischen Schmauderinho und Fillippo hielten sich heuer in engen Grenzen, allerdings kam es zu einer Reminiszenz an den Wer-sollte-den-Ball-holen-Konflikt vom 6. Spieltag, dergestalt, dass ’Rinho einen Ball aus dem Seitenaus holte, obwohl Stiasnie mal wieder geographisch günstiger positioniert war. Schmau stichelte mit den Worten „Ich bin hier der Holer“ in Richtung Filippo, der sich aber nicht angesprochen fühlte und herzhaft lachte angesichts der Grantelei seines Gegenspielers. Nun kommen wir zu einem Akteur, dessen Namen wir eigentlich nicht mehr nennen wollen, da er wegen seiner Kapriolen schon allzu oft im Fokus unserer Berichterstattung stand, nur so viel: Sein Name beginnt mit Schma und hört mit uderinho auf. Der Anonymus fiel erneut durch seinen nicht zu kontrollierenden Drang auf, die Spielfeldumrandung zu bewässern, diesmal jedoch mit unübersehbaren Folgen, da die von seinem äußerst nährstoffreichen Mittelstrahl getroffene Vegetation mit einem exponentiellen Wachstumsschub reagierte (Der Stralauer Platzwart berichtete), der bei dem angrenzenden Umspannwerk zu massiven Betriebsstörungen führte, die unter anderem größere Stromausfälle in Stralau zur Folge hatten. Am Montagmorgen meldeten sich die Betreiber des Umspannwerkes bei der STAUFA, um über die Schadensersatzforderungen zu verhandeln. Obwohl bisher keine Summe an die Öffentlichkeit gedrungen ist, dürfte der finanzielle Exitus des Verbandes und damit das Ende des Stralauer Fußballs für alle Zeiten besiegelt sein. Da kommt Romanov Abrahamowitsch, seines Zeichens Milliardär und Fußballclub-Besitzer, der sich anschickt, an Pfingsten mit zwei Yachten in den Stralauer Hafen einzulaufen, um von Stralau aus mit einem Helikopter die Spiele des Championats der Stralauer Konkurrenz FAFI zu besuchen, doch gerade recht. Die STAUFA zieht ernsthaft in Erwägung, Abrahamowitsch um eine Finanzspritze zu bitten, auch wenn die Unabhängigkeit des Stralauer Fußballs dann wahrscheinlich Historie sein wird. Anders sei die durch einen grob fahrlässig handelnden Spieler herbeigeführte existenzgefährdende Situation nicht zu bewältigen.

Dieser Beitrag wurde recherchiert, verfasst und eingepflegt von NP, Adlatus des Stralauer Platzwartes, seiner Bediensteten, des ÄltestInnenrates, des Organisationskomitees usw. usf. Der Kollege Snorri Sturlufsson weilt zur Zeit in seiner isländischen Heimat, um sich über die Geschehnisse der dortigen ersten Liga informieren zu lassen und nach seinen Schafen zu sehen, die er für die Zeit seiner Abwesenheit seinem Nachbarn Gunnar Gunnarsson überantwortet hatte, der aber nicht als sonderlich zuverlässig gilt. Grund genug also, dass Snorri mal nach dem Rechten sieht.

3 Comments:

Anonymous Anonym said...

Sehr geehrter Herr NP ,

Sie als Lizenzspielender & wirklich altgedienter Veteran des TTP (Treptower Park Fußballs) müssten doch eigentlich wissen, dass für so eine krass kontraktwidrige Handlung wie die öffentlich-graduite Verköstigung mit dem Konkurrenzprodukt des Stralauer Hofbräus (einzig verbliebener Großsponsor der Tractoristi), des unter Zuhilfenahmen bester Tettnanger Hopfenauslesen in Lammbräulingen manufakturierten Urquells – und dann auch noch vom Fass ... die Höchststrafe steht ... ! Da bleibt einer fachkundigen Juristin (wie mir) regelrecht die Spucke weg, und der notorische Durst auf das international übel beleumundete, aber mir unvergleichlich mundende Sternburger Pilsener setzt wieder ein (bin halt doch insgeheim ein Kind des Kiezproletariats).
So, komme eben von der zentralen Spätverkaufs-Stelle Fr'hains zurück, wo ich ein 5-Liter-Fasserl meines Lieblingsbräus für schlappe EUs 3,98 erstehen konnte und nun die erste Lust am Durst gestillt habe ..., wo war ich doch gleich stehen geblieben: Ach ja, ich erinnere mich. Also, darauf, auf ein solch' ehrenschänderisches Vergehen steht doch die Höchststrafe vom S. T. A. U. F. A.- und von den überaus mafiosen FIFI-Regelwerk(en) : Geknebelt, gefesselt, nur mit einem bierschaumdurchtränkten T-Shirt mit dem Aufdruck "Stralauer Hofbräu" bekleidet und mit zwei 5-Zentner-Fässern gefüllt mit selbigem Gerstensaft an den Waderln verkettet an der tiefsten Stelle der von Sirenen besungenen Rummelsburger Bucht in selbige geworfen zu werden, wo das Aufkommen der auf das Verschnappmäulern von bierschaumgetränkten Schwimmbojen dressierten Süßwasser-Zackenbarsche geradezu piranhahaft-wimmelnd ist. Wenn Sie bis zum 9. Spieltag nicht wieder aufgetaucht sind, dann wird der Platzwart persönlich mit seinem Latexkanu auf die Loch-Ness-artig geschnittene Meerenge hinausrudern, Sie suchen, womöglich den fettesten aller vorfindbaren Zackenbarsche harpunieren, um Sie wie weiland Jonas aus dem Bauch des großschlundigen Barsches herauszuschneiden. Sie können dann in Ihren nächsten Supplements gewohnt literarisch elaboriert von Ihren Erlebnissen & Abenteuern im Bauch des vermeintlichen Wales real-satyrisch berichten. Ich freue mich schon jetzt darauf.
Herzlichst gez., lolila
(ggw. PrivatdozentIn an der Jurisprudentischen Fakultät d. Alma mater zu Prag, immerhin der Aeltesten Mitteleuropas)

8:06 PM  
Anonymous Anonym said...

Verehrte Miss Lane,

ich danke Ihnen für Ihre umfassende, dennoch prägnante Geißelung der vorliegenden Vertragsverletzung eines Stralauer Lizenzspielers. Jedoch erlaube ich mir einen Einwand, da hier offenkundig ein Missverständnis vorliegt: Der Vertragsbrecher Norbertonius Pagellantopoulos Admiral zur Rummelsburger See etc. IST NICHT der Kolumnist NP, auch wenn die selben Initialen das vielleicht vermuten lassen. Ich bitte Sie, dies zur Kenntnis zu nehmen. Das wäre ja noch schöner, wenn die Spieler selbst über das Stralauer Spielgeschehen schreiben würden, da bliebe doch jegliche kritische Aufarbeitung völlig auf der Strecke.
Ich verbleibe mit dem größten Respekt für Ihre sportjournalistische, literarische und neuerdings auch juristische Kompetenz
NP, zur Zeit im Hilton Hotel Stralau, Zi. 205 (an der Rezeption nach mir fragen)

10:51 PM  
Blogger Der Stralauer Platzwart said...

Nun denn, nachdem wir dieses Missverständnis gutgläubig aus dem Weg geräumt haben, können wir auch wieder gemeinsam auf der Pressetribüne der KMG-Arena pflichtgemäß Bericht erstatten und die Großtaten von dem dann hoffentlich wieder aufgetauchten Norbertonius Pagellantopoulos, seines Zeichens Lizenzspieler bei den Tractoristi, strophenreich besingen. Möge auch der überaus sympathische Pressevertreter der anderen Inselrepublik, Island, bald wieder unter uns weilen, nach dem habe ich auch eine rechte Sehnsucht, schließlich verträgt keiner soviel Stralauer Gutedel-Schoppen wie dieser trinkfeste Genossen aus den Weiten des Atlantiks.
Grüße sie recht herzlich,
Ihre Ph. D. PD Lane

3:25 PM  

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