10 April 2006

Presseschau zum Stralauer Spieltag (SA, 8.4.2006)

Der Stralauer Inselbote, 536 Jg., Ausgabe Nr. 67 vom 09.04.2006, S. 2 (Ressort Nachrichten von Weltrang), schreibt unverdrossen:


Das ist Stralau: Jubiläum, fünf Spiele, zwei Verletzte

Angezogen vom schönen Frühlingswetter – lediglich ein aus südlicher Richtung hereinwehender Mistral machte den Mannschaften zu schaffen – und den Jubiläumsfestivitäten rund um die sich jährende Okkupation der Stralauer Karl-Marx-Gedächtnis-Arena durch die Stralauer Fußball-Assoziation (STAUFA) und das Organisationskomitee (OK), kam am vergangenen Sonnabend eine rekordverdächtige Zahl von vielleicht 24 Akteuren auf der Halbinsel zusammen, um den vorzüglichen Kunstrasen einer weiteren Belastungsprobe zu unterziehen. Die 24 wurden kurzerhand in vier Teams zu je sechs Spielern separiert, so dass zunächst zwei Spiele angepfiffen werden konnten. Wir berichten hier nur von den Begegnungen auf Platz A (der dem Eingangsportal nähere), da aufgrund eines strengen Kostenmanagements Reporterstellen eingespart werden mussten. Über die zwei Spiele auf Platz B wird möglicherweise die Konkurrenz berichten. Das erste Match auf Platz A wurde in den folgenden prominenten Aufstellungen gespielt:


Team „DDR“ (in blauen Gewändern antretend): Tommy (Sverige), Jürgen, Florian Klosiensis, Schmauderinho, Ralf ohne Sohn Forster, Tom (95 kg Lebendgewicht)

Team „BRD“ (in klassisch weißen Kostümen): Frank (Ab-)Seitz, Jo Baier, Ralf mit Ziehsohn Schmersal, Andi Kuttneri, Fillippo Stiasny, Norbertonius Pagellantopoulos Admiral zur Rummelsburger See etc. etc.

Die BRDler begannen die Partie hoch konzentriert und mit einer gut entwickelten Organisation des eigenen Spieles, so dass recht schnell ein, zwei, drei Bälle in das Tor der DDR einschlugen. Dies führte zu starker Verunsicherung der Blauen und zu ersten lautstarken Unmutsäußerungen innerhalb der Mannschaft; insbesondere Leistungsträger Schmauderinho, der sich überwiegend im DDR-Tor aufhielt, musste einige Schmähungen über sich ergehen lassen, was er aber als echter Sportsmann recht gelassen hinnahm. Es verging furchtbar viel Zeit – einige Bäume auf der Halbinsel entledigten sich bereits ihres gelbbraunen Blattwerkes –, bis die DDR sich die ersten Torchancen herausspielen und Anschlusstreffer erzielen konnte, sicherlich auch begünstigt durch die Westdeutschen, die im sicheren Gefühl des Sieges und berauscht von der eigenen Spielkultur etwas nachließen. Die Revanche für 1974 war jedoch zu keinem Zeitpunkt gefährdet, denn am Ende stand es 5:2 (ohne Gewähr) für die BRD.

Während bei Team BRD Frank und Jo des Gegners Abwehr vor schier unlösbare Aufgaben stellten, wussten die Ostdeutschen mit kopfballstarken Spielern wie Tommy zu gefallen. Auffällig auf BRD-Seite war auch einmal mehr Fillippo Stiasny, der neben seinen Abwehrqualitäten immer torgefährlicher zu werden scheint, was sein kaltschnäuziger Torabschluss in dieser Partie beweist. Sein Marktwert ist auf jeden Fall nach oben geschnellt, sogar Energie Cottbus soll Interesse an einer Verpflichtung haben. Wollen wir hoffen, dass Stiasny seinen Vertrag bei der STAUFA vorzeitig verlängert und uns auch in der nächsten Saison erhalten bleibt.

Ganz übel erwischte es Schmauderinho, der nach Kreuzen mit Jo Baier schmerzerfüllt zu Boden ging. O-Ton Schmauderinho: „Ein klares Foul.“ Offenbar ist eine längst vergessen geglaubte alte Kriegs- und Knieverletzung, eine sogenannte Patella-Dislokation, wieder aufgebrochen, weshalb sich der DDRler in der kommenden Woche einer Kernspintomographie unterziehen muss, die Aufschluss über die Schwere der Blessur geben soll. Je nach Befund wird er sich dann auf Stralau oder bei Dr. Müller-Wohlfahrt in München behandeln lassen; ist jedoch eine Operation vonnöten, so wird diese vom Kniespezialisten Dr. Steadman in Vail/Colorado durchgeführt. Sollte eine Operation nicht den gewünschten Erfolg herbeiführen, wird Schmauderinho einen Antrag auf Sportinvalidität bei der STAUFA stellen müssen. Möge es nicht so weit kommen. Der Stralauer Inselbote übermittelt dem verdienten Spieler auf diesem Wege beste Genesungswünsche.

Vor dem tragischen Hintergrund dieser Verletzungsgeschichte scheinen die zwei weiteren Spiele auf Platz A bedeutungslos zu sein, dennoch wollen wir unserer Informationspflicht folgend auf sie eingehen.

Im zweiten Match traf Team BRD auf eine Friedrichshainer Auswahl A- und B-Jugendlicher, die man, angespornt durch den Erfolg gegen die DDR, im Vorbeigehen schlagen wollte. Als die Weißen unversehens 0:2 zurücklagen [der Layouter ist mit dieser Information nicht einverstanden! Vgl. den Bericht „Das Ergebnis auf Stralau (SA, 8.4.2006)“ auf: http://bunte-truemmer.blogspot.com/ ], gelangten sie zu der Einsicht, dass man den technisch starken Jungspunden doch nicht im Schonwaschgang würde beikommen können. So wurden in einem beispiellosen Kraftakt Schlagfrequenz und Konzentration erhöht, und siehe da, plötzlich stand es 3:2 für die Westdeutschen. Von diesem Schock vermochten sich die sichtlich demoralisierten Jünglinge nicht mehr zu erholen, so dass Team BRD nach anfänglichen Problemen seiner Favoritenrolle doch gerecht wurde und die Partie höchstsouverän mit 6:3 (ohne Gewähr) für sich entschied.

Im finalen Platz-A-Spiel hatte es ein um Jo Baier reduziertes und damit in Unterzahl antretendes Team BRD wiederum mit den A- und B-Jugendlichen zu tun, bei denen ein Akteur durch den 95-kg-Tom ersetzt wurde. Diese Partie war nur noch ein Abgesang auf die zuvor demonstrierte Spielkultur, gingen doch einige BRD-Spieler wegen der kräftezehrenden Unterzahl und dem permanenten Hinterherlaufen wegen eines frühen 0:1-Rückstandes mittlerweile auf dem Zahnfleisch – kein schöner Anblick. Bei dem Versuch mit einem Offensivvorstoß den Ausgleich zu erzwingen, verletzte sich BRD-Spieler Pagellantopoulos an der rechten Wade, wodurch er voraussichtlich für zwei Spieltage nicht zur Verfügung stehen wird. Bedingt durch die Wadenblessur war ihm nur noch ein Herumhumpeln im eigenen Strafraum möglich, um wenigstens das vorentscheidende 0:2 zu verhindern. Letztendlich fiel es aber doch und wenig später pfiff Gastschiedsrichter Eugen Striegel ab. NP

3 Comments:

Anonymous Anonym said...

Sehr geehrte Damen und Herren,
Wann fängt der Genosse NP endlich an, das Sportfeuilleton der Stralauer Allgemeinen Sonntagszeitung (STUSZ) mit seinen leichtfüßigen Leitartikeln zu bereichern. Die eh' nicht gerade mit Edelfedern zu wuchern imstande seiende (wenn nicht zu sagen ziemlich windige) Hauptstadtpresse lechzt doch geradezu nach so einer elaborierten Ansprache.
Grüße nach Zentral-Fr'hain
sendet
Lolita Lane,
(Gastkolumnistin beim Zentralen Presse-Propaganda-Organ des Blockwartes, seiner Behilfsdiensteten etc. etc. i. K., nachdem sie Ihren Posten beim
Huntington Beach Observer an R. Waddewiggler abtreten musste)

2:40 PM  
Anonymous Anonym said...

Wenn der Herr Layouter mit einer Information nicht einverstanden ist, drängt sich das Kommentarfeld ja geradezu auf. Den Kommentar in den Artikel einzupflechten, und damit selbigen zu verändern, ist gegenüber dem Autor respektlos.

Ein irritierter Ioannis Pagellantopoulos (aus Thessaloniki)

10:01 PM  
Blogger Der Stralauer Platzwart said...

Sehr geehrter Ioannis Pagellantopoulos,

das tut mir natürlich sehr leid, sie dermaßen gekränkt zu haben. Mir wollte es nur einfach nicht über's Herz, diese (meiner besch. Meinung nach falsche) Information auf die Millionen Leserinnen und Leser dieser Publikation loszulassen.
Zukünftig wird derlei aber nicht mehr geschehen, da Sie, Ioannis Pagellantopoulos, inzwischen zum Voll-Mitglied dieser Veröffentlichung aufgestiegen sind und fortan völlig eigenverantwortlich publizieren können. Dennoch bitte ich für die eingetretene Irritation in aller Form um Nachsicht und Entschuldigung.

Iorgos Koutnouris
("Der Stralauer Platzwart" - Lokalredaktion Kreuzberg)

7:26 PM  

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