Von der Außenwelt abgeschnitten
(Bitte beachtet auch die Blog-Berichterstattung hierzu der Kollegen auf:
Hauptstadtblog und Stralau-Blog )
FRIEDRICHSHAIN. Jeden Morgen das gleiche Bild: Wenn die Bewohner die Stralauer Halbinsel in Friedrichshain verlassen wollen, stehen sie oft im Stau. Im Berufsverkehr sogar bis zu 20 Minuten. So lange dauert es, bis die Anwohner von der Insel runter sind und den Markgrafendamm erreicht haben. Ginge es nach der Interessengemeinschaft "Eigentümer in der Rummelsburger Bucht" und der Betroffenenvertretung, könnte die Lösung recht einfach sein: Die Straße Alt-Stralau soll breiter werden.
Nach Ansicht der Anwohner ist der Zeitpunkt dafür günstig: Denn die Deutsche Bahn will im Zusammenhang mit der Erneuerung des Ostkreuzes auch die enge Bahnbrücke über der Straße Alt-Stralau erneuern. Damit die Anwohner das Nadelöhr - in jede Fahrtrichtung gibt es nur eine Spur - besser passieren können, schlagen sie jetzt vor, dabei auch die Straße zu verbreitern. "Leider hat man uns Anwohner bei der Planung völlig vergessen", sagt Ottfried Franke von der Interessengemeinschaft. Und er weist darauf hin, dass die Halbinsel erst zu etwa 50 Prozent bewohnt sei. "Das Problem wird längerfristig noch schlimmer." Die Interessengemeinschaft und die Betroffenenvertretung haben deshalb bei der Deutschen Bahn Einspruch gegen das Planungsverfahren eingelegt. Auf der Stralauer Halbinsel haben auch die Berliner Verkehrsbetriebe Probleme, ihre Fahrpläne einzuhalten, weil die Busse der Linien 104 und 347 oft im Stau stehen.
Was für sie das Beste wäre, darüber sind sich aber nicht alle Bewohner einig: Inzwischen hat sich eine zweite Initiative gegründet, die sich als "Unabhängige Anwohner" bezeichnet. Sie lehnen eine Straßenverbreiterung ab: Zusätzliche Fahrspuren würden den Platz für Fuß- und Radwege verringern. "Das Problem könnte einfach durch eine veränderte Ampelschaltung gelöst werden", sagt Daniel Küstner. Die Initiative hat ebenfalls Einspruch gegen das Planfeststellungsverfahren eingereicht.
Nun muss die Bahn entscheiden, ob die Einsprüche berechtigt sind und sich mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung über das weitere Vorgehen einigen. Deren Sprecherin Petra Rohland versteht den Unmut der Autofahrer. "Eine Erweiterung der Brücke ist zurzeit aber nicht geplant", sagt die Sprecherin. Aber: Spätestens mit der Verlängerung der Berliner Stadtautobahn von Neukölln über Treptow nach Friedrichshain müsse "ohnehin eine neue Verkehrsführung gefunden werden", so Rohland.
4 Comments:
Ich frage mich, wie das mit dem Stauproblem früher gewesen ist, zur DDR-Zeit, als Stralau so hoch industriell geprägt gewesen sein soll? Bin über Hinweise dankbar...
Andi.
Hallo Kongo-Otto,
da sind die Industriegüter und die Arbeiter natürlich vom Admiral und seinen Matrosen rübergeschifft worden. Eine Knochenarbeit war das damals...
Jens
Ich finde, daß zumindest die Zeichnung zu dem Artikel übertrieben ist. Es ist nicht so, daß es besonders lange Staus geben würde, nur die 2-3 Autos, die da stehen, stehen eben im Berufsverkehr etwas lange.
20 Minuten ist aber auch total übertrieben.
Hier übrigens Ausschnitte aus der Chronik von www.stralau.de:
1990: Mit Öffnung der Mauer erhält Friedrichshain über die Oberbaum- und Schillingbrücke wieder Zugang nach Kreuzberg. Im Gegensatz zu anderen Gebieten wird es in Stralau noch ruhiger als zu DDR-Zeiten. Die großen Werke schließen (NARVA, Glaswerk), der Hafen ist nicht mehr ausgelastet, Anwohner ziehen weg, Läden verschwinden, die Häuser machen einen trostlosen Eindruck.
1996: Im Stadtplanungsamt werden ab 8. Januar die Pläne für die Bebauung der Stralauer Halbinsel ausgelegt. Auf eine hohe Bebauung wird verzichtet.
Nach 35 Jahren Pause findet am 24. August der "Stralauer Fischzug" statt. Rund 500 kostümierte Stralauer ziehen vor mehreren 10.000 Besuchern zu Fuß, beritten oder auf historischen Wagen vom Rudolfplatz nach Alt-Stralau.
Der hundertjährige, derzeit geflutete Straßenbahntunnel unter der Spree zwischen Stralauer Halbinsel und Treptower Park wird am 12. Dezember von Tauchern begutachtet. Wegen der Errichtung von Neubauten in Stralau war eine mögliche Einsturzgefahr zu prüfen.
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