19 März 2006

Presseschau zum Stralauer Spieltag vom Sa., 18. März 2006

Aus: Neues Stralau, v. 20.3.2006, Nr. 55 (61. Jg), S. 3 (Ressort "Sport & Politik")

Mysteriöse Himmelsbewegungen über Stralau

(t t b) Laut offiell noch nicht bestätigten Meldungen der russischen Nachrichtenagentur T A N J U K K traten in den letzten Wochen samstagsnachmittags wiederholt Satelliten-Bewegungen am Himmel über der Halbinsel Stralau auf. Einziger Zweck dieser Operationen bestand darin, ausgehend von den Koordinaten der Kunstrasen-Arena Alt-Stralau 40/41 hochauflösende TV-Aufnahmen von mehreren Stunden Dauer machen zu können. Dokumentiert sind Abbremsmannöver brasilianischer, holländischer, italienischer, argentinischer , polnischer und ecuadorianischer Spionage-Satelliten. Als Quelle nennt die Nachrichtenagentur inoffizielle Berichte des in Bezug auf konspirative Vorgänge noch immer als bestens informiert geltenden Geheimdienstes der G. U. S. -Staaten. Auswertungen einer grossen Anzahl sportorientierter Newsletters zufolge droht - spätestens nach einem Debakel der D. F. B. - Selektion gegen das Team der USA am 22.3.2006 - der Ausbruch einer fur die deutsche Tages- und Sportpolitik möglicherweise nicht mehr umschiffbaren Fussballrevolution im Vorfeld der Weltmeisterschaften 2006. Aus diesem Grund bauen die für den Titelgewinn favorisierten Laender offenbar vor und studieren von oben an ausgewählten Orten des Gastgeberlandes den sogenannten Fussball von unten, um sich mit dem nun befürchtet starken Gegner vertraut zu machen. In der Berliner Region gilt das Augenmerk der Halbinsel-Stralau-Karl-Marx-Gedächtnis-Arena, die für ungewöhnliche Fussballkultur bekannt geworden ist. International Sorge bereitet, dass der seit etwa zehn Jahren fast ununterbrochen praktizierte "notorious German Angsthasen-Soccer" unter der offizioesen Ägide des sogenannten D. F. B. abgelöst wird durch ein variables System nerven- u. kombinationsstarken "Rausch-"Fussballs, in dem selbst in der Phase der möglichen Verlängerung der Spieldauer noch frenetisch vorgetragener High-Speed-Soccer bis zum Kollaps der möglicherweise übertrainierten und saturiert auftretenden Gastmannschaften zelebriert wird. Es deutet sich an, dass der momentan in Nürnberg amtierende, als mit allen Wassern gewaschen geltende "Fussballfuchs" Hanns Meier das Training dieser unerschrockenen Fussballhorden übernimmt, damit der aktuell im Praktikum befindliche Trainerstab in die Lage versetzt ist, seine horrenden Azubi-Saläre am Venice Beach, California, in klingender Münze auszukosten.


Der Stralauer Inselbote in seiner Ausgabe Nr. 65 vom 20.3.2006, S. 5 (536. Jg.), schreibt:

Vielen mag es gar nicht aufgefallen sein. Das samstägliche Fußball-Highlight auf der Karl-Marx-Gedächtnis-Kampfbahn wurde von „Bundestrainer“ Jürgen Klinsmannzu einem Trainer-
Kurzlehrgang genutzt, um den Anforderungen des unausweichlich nahenden Championats noch besser gewachsen zu sein. Klinsmann übernahm das Coaching für Team Bunt, das schlussendlich von Team Weiß bezwungen wurde. Nach der erneuten Niederlage bezog der „Bundestrainer“ wiefolgt Stellung: „Frau Lierhaus, wir haben immer gesagt, dass es Rückschläge geben wird.Wir befinden uns in einem spannenden Entwicklungsprozess und lernen täglich dazu. Kein Zweifel, wir glauben an unsere Spieler, und wir haben
ein klares Konzept,eine klare Philosophie: Wir werden fortan nur noch Spieler einsetzen, die in ihren Vereinen keinen Stammplatz haben, beziehungsweise nicht mal einen Verein. Einige Spieler,die ich heute auf Stralau gesehen habe, können sich berechtigte Hoffnungen machen, am 15. Mai für den WM-Kader nominiert zu werden.“

(N.P.)
Baron Münchhausen (stellvertretender Chefredakteur)



Die Stralauer Allgemeine Sonntagszeitung (STU-SZ), 374. Jg., No. 15, v. 19.3.2006, S. 45 (Ressort "Sportives") schrieb:

Noch immer Rasenheizung defekt in Karl-Marx-Gedächtnis-Arena
Widrige Platzbedingungen führten zu einem verbissenen Kräftemessen zwischen Elf Weiß und Team Bunt

Trotzzahlloser Beschwerdeeingänge von überwiegend Kreuzberger Spielerseite gelang es den Organisatoren rund um die Karl-Marx-Gedächtnis-Arena Ltd. nicht, dieseit Monaten defekte Rasenheizung für den gestrigen Spieltag rechtzeitiginstand zu setzen. So mussten engagierte Organisierte (Deputierte des Ältestenratesund Behilfsdienstete des Stralauer Platzwartes) eigenhändig mit flugs improvisiertemRäumgerät den ansonsten heiligen, aber in jedem Falle vorzüglichen Kunstrasenvor dem Spiel notdürftig vom Eise befreien, was leider nicht zur Vollständigkeitgelang, denn die Zeit drängte: Die glorreichen Equipes wollten bis zum Einbruchder Dunkelheit nicht auf die traditionell angesetzte Spieldauer von 180 Minutenverzichten.
Bedingt durch die für technisch versierte Akteure eher benachteiligendwirkenden Witterungsbedingungen entwickelte sich ein kampfbetontes, sehrverbissen geführtes Match,in dem am Ende keine Seite so recht Oberwassergewinnen konnte, denn das Spiel endete mit dem fast sprichwörtlichen Ergebnisvon 15:15. Leider wurde die Berichterstattung der wieder in großer Zahl erschienenJournalisten, Kiebitze und Anwohner auf ihren Balkonlogenplätzen erschwertdurch den Umstand, dass infolge krankheits- urlaubs- und eklatbedingter SpielerInnenausfällekeine zahlenmäßige Ausgeglichenheit zwischen der resolut agierenden Elf Weißund den überaus robust aufspielenden Kollegae vom Team Bunt zustande kam.Somussten die AkteurInnen immer wieder neu zusammengestellt werden, was besondersbei einem Spieler zu großer Verwirrung führte, der insgesamt vier Mal dieSeite zu wechseln hatte, um eine ästhetisch und spieltaktisch relevant-imponderabileEquilibrität zu evozieren. Wer von den beiden Teams am Ende den schöneren,anspruchsvolleren,überzeugenderenund demzufolge wahren wilden Fußball dem zahlreich erschienenen Publikumdarbot, war auch bei Redaktionsschluss zwischen den angereisten Reporternder Stralauer Allgemeinen Sonntagszeitung noch nicht ausdiskutiert. Festzuhaltenist, dass der heilige, zwar nicht von seiner weißen Last vollständig geräumte,aberin jedem Falle ganz vorzügliche Kunstrasen der Halbinsel-Stralau-Karl-Marx-Gedenk-Bewegungsspiel-Arenaschon so manches ansehnlichere Spiel erleben durfte, und wir alle – die Zuschauer,Kiebitze,Balkon-Logen-Besitzer, AkteurInnen, Radio-, TV- und Presse-Reporter– können froh sein, wenn die wieder funktionierende Rasenheizung spätestensab April des Jahres ihren Beitrag dazu leisten wird.

Spieldaten (so die Matchkonstellation zu Beginn der Partie):
Team Weiß (traditionell in der ersten Halbzeit von West nach Ost aufspielend):
Raphael"Ralph" Ojeih, Filippo Stiasniny, Stephan Moskophidis, Ralf ohne-Sohn Forster,Admiral z. Rummelsburger See Norbertonius Pagellantopoulos, Ralf mit-ZiehsohnSchmersal

Team Bunt (da die blauen Trikotagen noch immer nicht neu designt worden waren):
DonMichele Horchberg, Damien le docteur science physique Loison, Florianus Klosiensis,Tommy LQ Suede, Thies Mr. History Schulze, Andi Kuttner, Homo schmaudolinhoiensis

Dietraditionelle EinzelspielerInnenbewertung (basierend auf wissenschaftlichgeschulter Stärken-Schwächen-EinzelspielerInnen-Analyse sowie nach strengsten subjektiven Kategorien erfolgende Gesamtbeurteilung) erfolgt im Kommentarfeld.
(sch)


Aus der Ausgabe Nr. 64 des Friedrichshainer Frühkuriers (FriedFrü) vom 20.3.2006 (86. Jg), S. 5:

Wann wird's mal endlich wieder Frühling auf Stralau?!?
Wonnemonat März lässt auf sich warten und beeinträchtigt Spielfreude nicht nur von Traktor Stralau

(tbh) Nachdem der Stralauer Spieltag mit einem 15:14-Sieg von Team Bunt über Elf Weiß durch ein fulminantes Weitschuss-Tor von Ralf Schmersal in der 184.Minute endete (unzuverlässigeren Quellen zufolge blieb die Begegnung 14:14 unentschieden), machten sich einige Verantwortliche auf der anschließenden Pressekonferenz ernsthafte Gedanken über den weiteren Verlauf der Saison."Wenn das Wetter nicht bald besser wird, ist zu überlegen, ob wir nicht das Dach des Treibhauses der Baumschule nebenan abbauen, um damit die Karl-Marx-Gedächtnis-Arena für den Rest des Jahres winterfest zu bekommen", ließ der Ehrenvorsitzende des Stralauer SpielerInnen-Ältestenrates, Dr. phil. h. c. Norbertonius Pagellantopoulos,verlauten, "aber wir geben der Witterung nächste Woche noch eine letzte Chance,bevor wir zur Tat schreiten." Der andauernd schlecht bespielbare Boden trug an diesem Wochenende tatsächlich nicht zur Spielfreude der filigranen Ballbehandler bei, so dass mehrere Male ein Spielabbruch kurz bevor stand, allerdings konnten dank der diplomatischen Initiative des wieder vorzüglichen Schiedsrichterdreigespann smögliche Sanktionen seitens der mit den Stralauer Enthusiasten nur mühsam konkurrierenden F. I. F. A. bezüglich einer Spielunterbrechung zugunsten einer spätestens im Mai erfolgenden Protestkundgebung der F. O. C. K.-AnhängerInnen (Verein der Freunde der Freien Oberkörper-Cultur) abgebogen werden. Politik und Psychologie sind – wie sich immer wieder zeigt – seit den Kindertagendes Bewegungsspiels mit Ball ein fester Bestandteil dieser beliebten Sportart.

4 Comments:

Blogger Der Stralauer Platzwart said...

Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

6:36 PM  
Blogger Der Stralauer Platzwart said...

Pippo Stiasniny: Noch meinungsstärker als gewöhnlich (verteilte wie schon so oft die Trikotagen, dieses Mal allerdings nicht gerade zuträglich für die Balance der Mannschaftsspielstärken), wie einst Roberto Carlos defensiv über die Außenbahnen nach vorne die Spielgeschicke vorantreibend, jedoch nicht vom Schussglück gesegnet, lieferte er wie gewohnt eine solide Partiebei rustikalem Körpereinsatz.
Raphael "Ralph" Ojeih: Brillierte durch vereinzelte Dribblings, gewohnt laufstark, spielte aber auch mannschaftsdienlich.
Stephan Moskophidis: Unersetzlich im Sturm seiner Mannschaft, mit Übersicht agierend für möglicherweise freistehende, besser postierte Mitspieler, versuchte es ab und an aber auch mit platzierten Fernschüssen aus der zweiten Reihe, laufstark wie Mr. Marathon Man.
Ralf ohne-Sohn Forster: Der unermüdliche Mittelfeld-Motormit Torschuss-Qualitäten, spielte wie immer fair aber mit an die Grenze zur Verletzungsgefahr gehendem körperlichem Einsatz (was v. a. Herrn Klose wieder erboste).
Norbertonius Pagellantopoulos: Begann bedächtig, gewohnt gute Spielübersicht, wurde läuferisch immer stärker, war an mehreren anspruchsvollherausgespielten Torszenen beteiligt, erzielte dabei zumindest einen sehenswertenTreffer.
Ralf mit-Ziehsohn Schmersal: Ausgesprochen laufstark, manchmalzu unpräzises Abspiel, ihm war es vorbehalten mit einem spektakulären Trefferaus mindestens 30 m das abschließende Golden Goal zu erzielen.
Don MicheleHorchberg: Gewohnt routinierter Mittelfeldakteur, aufgrund längerer Abstinenz noch nicht volle Entfaltung der läuferischen Qualitäten, einige Torschüsse aus der zweiten Reihe, davon mindestens ein sehenswerter Treffer.
Dr.rer. phys. Damien Loison: Wohl bester Abwehrspieler, der je in der Halbinsel-Stralau-Karl-Marx-Gedächtnis-Kunstrasen-Arenaseine Kreise zog, mit starken Impulsen für die Offensive, brillianter Kopfballspieler,Blick für die freien Mitspieler, mannschaftsdienlich agierend wie kaum einAnderer, wäre eher ein Fall für die Equipe Tricolore, bei Buhlen um einendeutschen Pass sicherlich ein Mann in der Innenverteidigung, wie im Kreise von Klinsis (der teuerste Azubi der Republik) Chorknaben wohl so schnellkeinen mehr aufzutreiben sein wird.
Tommy LQ: Wie immer in jeder Hinsicht eine große Bereicherung für das Spielgeschehen. Hoffentlich kommt er mit dem erwachenden Frühling wieder regelmäßiger auf die überaus vorzüglicheHalbinsel im Spreestrom.
Florian Klose: Ausnahmestürmer, antrittstark,Goalgetter-Qualitäten, da im Sturm nicht immer ausgelastet, übernimmt er vermehrt auch die Organisation der Defensive, leider dieses Mal viel zu früh wegen Verletzungsangst ausgeschieden.
Thies Mr. History Schulz: Bulliger Mittelstürmer mit einigen sehr sehenswerten Torszenen, dieses Mal auch alsTorhüter auf Zeit überzeugend.
Andi Kuttner: Das Ass im Tor, aber auchals offensiver Aufbauspieler und Knipser vor dem Tor nicht zu ersetzen. Hirschte über den Platz wie das württembergische Wappentier.
Schmaudronius: Trat v. a. durch lautstarkes Mundwerk in Erscheinung, einige gute Zuspiele, aberauch einige Fehlpässe ohne Not, dieses Mal wohl auch bedingt durch widrigeKunstrasenbedingungen (s. o.), ein schöner Schlenzer aus der zweiten Reiheaufs Tor, an den Mr. Thies History nicht mehr mit dem Kopfe herankam, kanndeshalb als sein Treffer gewertet werden, drei oder mehr Assists.

6:40 PM  
Blogger Kongo-Otto said...

Weitgehend geh ich d'accord, aber:
Geh bittschön!
Den Herrn Frank (Ab-)Seitz, der ein wirklich ansprechendes Comeback hingelegt hat, habt' s ihr vergessen.

Wer heit den Frank vergisst, des ko eigentlich ka guater sei...

11:30 AM  
Anonymous Anonym said...

Hallo, Herr Kongo-Otto,
does stimmt, does iss mia gestern in da Noocht noh gluehaend heiiss eihgfoilln, oba, oba, mochens dehs Eahna soellba???
Grüße nach dribbe,
Schmaudi

3:33 PM  

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